Kai Siedenburg erhält renommiertes Freigeist-Fellowship der Volkswagenstiftung

Der Oldenburger Hörforscher Dr. Kai Siedenburg erhält für seine außerordentliche Forschung ein „Freigeist-Fellowship“ der Volkswagen-Stiftung über 1,1 Millionen Euro. Das meldete die Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg.

Veröffentlicht am 24 Oktober 2019

Kai Siedenburg erhält renommiertes Freigeist-Fellowship der Volkswagenstiftung

Siedenburgs langfristiges Ziel ist die Verbesserung des Musikgenusses von Schwerhörigen. Mit dem „Freigeist-Fellowship“ stehen dem Nachwuchswissenschaftler für seine Arbeit am Department für Medizinische Physik und Akustik an der Uni Oldenburg für die kommenden fünf Jahre weitere Mittel zur Verfügung, seine Arbeit voranzutreiben und eine Nachwuchsgruppe aufzubauen.

„Musik ist ein elementarer Bestandteil unserer Kultur“, sagt Prof. Dr. Meinhard Simon, Vizepräsident für Forschung der Universität Oldenburg. „In seiner außergewöhnlichen Forschung verknüpft Herr Siedenburg elegant Methoden der Musikpsychologie, Psychoakustik, Signalverarbeitung und Neurowissenschaften. Sie wird helfen, Musik für Menschen mit Hördefiziten zu einem deutlich verbesserten Hörerlebnis werden zu lassen. Dank des Fellowships kann er seine Ideen dazu realisieren und diesen Ansatz weiter vertiefen.“

Siedenburg forscht seit 2016 an der Universität Oldenburg in der Arbeitsgruppe „Signalverarbeitung“, die auch am Exzellenzcluster Hearing4all beteiligt ist. „Sein Ziel ist, herauszufinden, wie Schwerhörende Musik überhaupt wahrnehmen und warum Hörhilfen Musik – ob von den Beatles oder von Beethoven – bisher nur unzureichend übermitteln“, heißt es in dem Newsletter.
In seiner bisherigen Forschung hat Siedenburg etwa mathematische Algorithmen entwickelt, die instrumentale Klänge in verschiedene Komponenten zerlegen. Mithilfe der Algorithmen will er herausfinden, wie Hörer einzelne Melodien, Instrumente oder Singstimmen identifizieren. Dabei interessiert ihn, wie musikalische Vorerfahrung das Heraushören beeinflusst, welche raumakustischen Parameter für Schwerhörende optimal sind und wie man Hörgeräte für Musik einstellt.

Nun möchte der Forscher die Frage, wie Schwerhörende Musik wahrnehmen, aus weiteren Perspektiven beleuchten. So möchte er etwa herausfinden, welchem Instrument in einem musikalischen Mix eine Person gerade zuhören. Dafür werde sein Team die elektrische Gehirnaktivität mit Elektroenzephalografie (EEG) aufzeichnen und die entsprechenden Muster entziffern. Außerdem plane er, polyphone Musik verschiedener Genres akustisch zu analysieren, um so herauszufiltern, wie die verschiedenen Stimmen zusammengemischt sein müssen, damit man als Schwerhöriger einen originalgetreuen Eindruck erhält. Aus den Ergebnissen will Siedenburg dann Strategien ableiten, um Musikaufnahmen für Schwerhörige besser abmischen zu können.

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