Klang der Befreiung

Als 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus war der 8. Mai in der Hauptstadt ein gesetzlicher Feiertag - und viele nutzten ihn im Gedenken.

Barbara Buenaventura , veröffentlicht am 21. Mai 2025

Klang der Befreiung

Rund um das historische Datum erinnerten Veranstaltungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Von der Open-Air-Ausstellung „… endlich Frieden?!“ über das Oratorium „Befreiung“ bis hin zu Lesungen, Filmscreenings und Führungen wurde die „Stunde Null“ als Beginn eines neuen demokratischen Europas in der ganzen Stadt in den Mittelpunkt gerückt.

Eines der eindrucksvollen Projekte: das Radio-Reenactment „Stunde Null“ von Klangkünstlerin Ulrike Ruf. Im historischen Haus des Rundfunks ließ sie die Funkstille in den Tagen der Kapitulation 1945 erlebbar werden – ein „Moment, in dem das zentrale Propagandainstrument der Nazis verstummte und das Land in Trümmern lag“, wie sie im Gespräch mit Audio Infos erklärte. Eine immersive 10-Kanal-Soundcollage brachte historische O-Töne in den Raum zurück, in dem sie einst ausgestrahlt wurden: Applaus nach Goebbels-Reden, marschierende BDM-Mädchen und dröhnende Stuka-Bomber schufen eine dichte akustische Erinnerungsschicht. Zentraler Bestandteil der Inszenierung: John Cages „4’33““, in dem kein einziger Ton gespielt wird – ein Akt des Innehaltens, der für Ruf auch eine Mahnung an die Eigenverantwortung im demokratischen Miteinander bedeutet. Im Moment der Leere stimmte ein Pianist die erste klassische Aufnahme nach Kriegsende – Tschaikowskys Nocturne op.10 – an und verließ den Raum wieder, während die Geschichte nachhallte. In der „Stunde Null“ zeigt sich mehr als nur ein künstlerisches Statement: eine Einladung, sich bewusst mit dem Hören als gesellschaftlichem Akt auseinanderzusetzen. Weil die Erinnerung an die Vergangenheit im Klang weiterlebt.