HörHanse schlägt neues Kapitel auf
Am 8. Oktober lud die neu gegründete HörHanse e. V. zur offiziellen Gründungsfeier nach Lübeck ein, unser Fachautor Stephan Geist war für Audio Infos vor Ort.

Die Anfänge der HörHanse gehen ins Jahr 2023 zurück. Im Rahmen des interdisziplinären Netzwerkes Hanse Innovation Campus (HIC) schlossen sich wichtige Lübecker Institutionen aus dem Bereich Hören zur HörHanse zusammen. Zu den Mitgliedern zählten die drei Lübecker Hochschulen Universität zu Lübeck, Technische Hochschule Lübeck, Musikhochschule Lübeck sowie das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das Deutsche Hörgeräte Institut, die Bundesinnung der Hörakustiker, die Akademie für Hörakustik, die Landesberufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen sowie die Firma hear concept. Das von der Damp-Stiftung finanzierte Projekt war zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Die Stiftung fördert unter anderem medizinische Forschung und Lehre sowie soziale Projekte im Raum Norddeutschland. Schon nach kurzer Zeit waren sich die Mitglieder einig, dass das Projekt auch nach dem Förderungszeitraum weitergeführt werden soll. Dazu suchte man früh nach einem geeigneten Rahmen und entschloss sich jetzt, die HörHanse zukünftig als eingetragenen Verein weiterzuführen. Die offizielle Gründungsfeier fand am 8. Oktober in den Räumen der Akademie für Hörakustik in Lübeck statt.

PD Dr. Hendrik Husstedt (Vorstandsvorsitzender) begrüßte die Gäste der Gründungsfeier.
In seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des HörHanse e. V. begrüßte PD Dr. Hendrik Husstedt vom Deutschen Hörgeräte Institut (DHI) die anwesenden Gäste. Dies sei ein bedeutender Moment, begann Husstedt seine einleitenden Worte. Im Folgenden hob er die Bedeutung des Hörens für die Menschen hervor und stellte die Mitglieder sowie die zukünftigen Ziele der Hanse kurz vor. Die räumliche Nähe der Mitglieder sei eine einmalige Besonderheit. Dass dies nicht nur Insidern der Branche bewusst ist, wurde durch eine Videobotschaft der Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig Holstein Dr. Dorit Stenke deutlich. Die Ministerin, die aus terminlichen Gründen nicht persönlich zugegen sein konnte, hob den Standort Lübeck als Ort der Lehre und Forschung hervor. Auch Husstedt betonte im Anschluss dieses Alleinstellungsmerkmal und nannte die wichtigsten Ziele der nächsten Zeit. Dazu gehören eine dauerhaft erhöhte Sichtbarkeit, eine effiziente Zusammenarbeit der Mitglieder sowie die Ausrichtung von Veranstaltungen wie Fachtagungen und Infoveranstaltungen für Patienten und Bürger.
Im Anschluss baten PD Dr. med. Anke Leichtle vom Universitätsklinikum UKSH und Dr. Frederick Hahn von der Akademie für Hörakustik Repräsentierende der Gründungsinstitutionen zu einem Podiumsgespräch auf die Bühne. Prof. Helge Braun, Präsident der Universität zu Lübeck, Dr. Muriel Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck, Prof. Bernd Redman, Präsident der Musikhochschule Lübeck, Prof. Thomas Münte, Vorstandsmitglied für Forschung und Lehre, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Jakob Stephan Baschab, Hauptgeschäftsführer der Bundesinnung für Hörakustik und Jens Rießen, Schulleiter der Bundesoffenen Landesberufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen, stellten sich und die Institute kurz vor und äußerten ihre Wünsche und Erwartungen an die HörHanse.
In ihren Statements betonten alle den Standort, der in dieser Form einzigartig in der Welt sei, so zum Beispiel Baschab als Vertreter der Bundesinnung. Hinzu komme die Bereitschaft, sich auf Augenhöhe auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Ob Universitätsprofessor oder Auszubildender der Landesberufsschule, für alle sei das Thema Hören Herzenssache und man sei zu gemeinschaftlicher Zusammenarbeit bereit. Zu den Zielen müsse zudem die internationale Vernetzung gehören sowie Lübeck als Ansprechpartner weiter für alle Bereiche des Hörens zu etablieren. Prof. Helge Braun brachte es mit einem Augenzwinkern auf dem Punkt, als er sagte: „Wenn ich in zehn Jahren auf der Zugspitze stehe und ich jemanden zum Thema Hören anspreche, möchte ich hören: ‚Da gibt es doch die HörHanse in Lübeck!'“

Repräsentanten der Gründungsmitglieder der HörHanse (von li nach re.): Jens Rießen, Jakob Stephan Baschab, Prof. Helge Braun, Dr. Muriel Helbig, Prof. Bernd Redmann und Prof. Thomas Münte.
Es folgte der symbolische Gründungsakt mit der Unterzeichnung der offiziellen Vereinsziele der HörHanse. Auf diese ging im Folgenden Prof. Dr. Jonas Obleser im Detail ein. Dazu gehört die Zusammenführung der Bedürfnisse von Patienten*innen, Vertretern des Handels und Handwerks sowie Projektpartnern mit den Ergebnissen aus Forschung und Lehre. Er bezeichnete dies als eine Art Campus-to-Counter(C2C)-Netzwerk. Dazu gehöre der gemeinsame Aufbau einer Probanden-Datenbank, um Forschungsprojekte schneller voranzubringen. Wichtig sei ebenso an der Markenbildung der HörHanse weiter zu arbeiten, um die Sichtbarkeit nach außen sicherzustellen. Ein Ziel sei daher, ein Exzellenznetzwerk für das Thema Hören zu etablieren, welches für akademische Forschung und Industrie nutzbar ist. Zur Umsetzung dieser Ziele habe man ehrgeizige Projekte geplant. So möchte man am 10. und 11. Juni 2026 mit den HörHanse Tagen in den Mediadocks Lübeck das Thema Hören erneut einer breiten Öffentlichkeit näherbringen. Die audiologische Forschung betreffend konnte Obleser ankündigen, dass die HörHanse mit der Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) Frau Prof. Inga Holube, die in Lübeck persönlich anwesend war, verabredet habe, die Jahrestagung der DGA im Jahre 2028 in Lübeck auszurichten. Die Organisationsform als Verein erlaube es zudem die Hanse für weitere Mitglieder zu öffnen, um die Ziele erfolgreich umzusetzen.
Zum Abschluss bedankte sich Dr. Husstedt bei Clara Kruse, Transfer- und Wissenschaftsmanagerin, für ihre Arbeit für die HörHanse und die Organisation nicht nur dieser Veranstaltung. Bei einem anschließenden Sektempfang hatten die Gäste die Gelegenheit, mit den Vertretenden der HörHanse ins Gespräch zu kommen und den Gründungsakt angemessen zu feiern. Den Akteuren ist zu wünschen, dass die gesteckten Ziele erreicht werden und sich die HörHanse als Institution nicht nur als Wissenschaftsstandort fest etabliert, sondern auch den Zusammenschluss von Handwerk und Forschung weiter voranbringt, um letztendlich den betroffenen Menschen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.