„KlangLicht"

Wie mit einem Musikvideo Errungenschaften von Cochlea Implantaten und von Hören mit Licht für alle nachvollziehbar dargestellt wird.

Birgit Holzer, veröffentlicht am 19. Juni 2025

„KlangLicht“

Zunächst erklingen abgehackte Töne, fragmentierte Klänge und verzerrte Sprachpassagen. Doch rasch werden die Klänge in dem Musikvideo harmonischer, emotionaler, die Worte klarer. Die animierten Bilder, die es illustrieren, sind anfangs in schwarz-weiß gehalten; sie zeigen eine Tänzerin vor geometrischen Formen – eine Anspielung an Nervenzellen und Membranen. Im Rhythmus pulsierenden Lichtformen bewegt sie sich wie in Trance, während immer mehr fließende Farben auftauchen, bis es zu einer regelrechten Farbexplosion kommt.

Das audiovisuelle Musikprojekt „KlangLicht – sound of light“, entstanden unter Federführung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Audiologen und Künstlern, lässt die Eindrücke einer Person nachvollziehen, die nach Jahren hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit infolge der Erstanpassung eines Cochlea-Implantats zum ersten Mal wieder hört. Es zeigt auf künstlerische Weise, welcher Lerneffekt durch das Training des Gehirns in der Folge möglich ist. Die anfangs schwer, dann einfacher einzuordnenden Klänge und Wortfetzen symbolisieren das Wiedererlangen des Hörens, durch das sich allmählich eine neue Sinneswelt auftut. „Mit der Zeit werden immer mehr Zwischentöne und Muster erkennbar, der Klang wird natürlicher, das Sprachverstehen präziser“, erklärt Jenny Blum, Hör- und Pädakustikerin und Audiologin an der Klinik der UMG, die das Projekt initiiert hat.

Im zweiten Teil des Videos werde dann versucht vorherzusagen, wie mit dem optischen Cochlea-Implantat (oCI) als neuem Therapieansatz durch eine Stimulation mit Licht noch deutlich feinere Facetten wahrgenommen werden können. Dieser wird derzeit in Göttingen entwickelt und kann eine weitere Therapiemöglichkeit gegenüber klassischen Cochlea-Implantaten mit einem differenzierteren Hörerlebnis sein.

Auf die Idee des Musikprojekts kam Jenny Blum bei der Suche nach Möglichkeiten, die nach ihren Worten „fantastischen Technologien“ sowie eine Vision der Wissenschaft für alle nachvollziehbar darzustellen und die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren. Es handle sich um „ein Aufeinandertreffen von innovativer Forschung und Kunst, um das neue Konzept zur optogenetischen Wiederherstellung des Hörens zu vermitteln“.

Für die Umsetzung arbeitete sie mit dem preisgekrönten Videokünstler Boris Seewald zusammen, der Regie führte. Verantwortlich für die Musik war der international renommierte Komponist und Musikproduzent Ralf Hildenbeutel und für die Tanzdarbietung die Berliner Choreografin Marie Zechiel. Rund 2.500 handgezeichnete Bilder waren für das gut zweiminütige Video notwendig. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Exzellenzclusters Multiscale Bioimaging (MuBExC) und des Else Kröner Fresenius Zentrums für Optogenetische Therapien (EKFZ OT), beide am Universitätsklinikum Göttingen angesiedelt.

Hier geht es zum Video!

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