BestAkustik Summit 2025

Beim BestAkustik Summit wurde sichtbar, wie groß die derzeitigen Herausforderungen in der Branche sind, aber auch, wie viel Potenzial in gemeinsamer Weiterbildung, innovativen Konzepten und kluger Branchenstrategie steckt.

Jana Herrmann, Veröffentlicht am 1. Dezember 2025

BestAkustik Summit 2025

Fakt ist: Obwohl die Branche in den vergangenen Jahren steigende Umsätze und Fachgeschäfts-Gründungen verzeichnet, werden der Fachkräftemangel und mögliche Veränderungen in der Gesundheitspolitik zu immer größeren Baustellen. Dass für eine sichere Zukunft vor allem auch ein solider Mitarbeiter*innenstamm notwendig ist, betonten BestAkustik-Geschäftsführer Florian Lohmeir und Thomas Maisch schon in ihrer Eröffnungsrede: „Die Ausbildung darf unter keinen Umständen mehr vernachlässigt werden. Denn Azubis gewinnen heißt Zukunft gewinnen“, appellierten sie an das Publikum, und erinnerten gleichzeitig an die gemeinsame Ausbildungskampagne „I doubt it“ der Verbundgruppen BestAkustik, HÖREX und MediTrend, die bereits nach knapp einem Jahr erste und wichtige Erfolge bei der Azubi-Gewinnung in den Mitgliedsbetrieben aufweise.

Lohmeier und Maisch betonten aber auch immer wieder das übergeordnete Ziel der BestAkustik: „Wir wollen Ihnen als Unternehmerinnen und Unternehmern die Arbeit erleichtern, sei es bei der Unterstützung von Marketing-Kampagnen oder der Abrechnung“. Der Fokus der Dienstleistungsgemeinschaft liege im kommenden Jahr darauf, sowohl für Kund*innen als auch für (zukünftige) Mitarbeitende Alleinstellungsmerkmale und Mehrwerte zu generieren. Mit dem Handwerks-Konzept Im-Ohr Spezialisten, dem Portfolio-Modell DEIN BASSS für neue Zielgruppen oder innovativen Ladenkonzepten liefere die Verbundgruppe eine breite Palette an Ideen, mit denen unabhängige Hörakustikfachgeschäfte ihre Attraktivität steigern können.

„All das, was ich nun erzählen werde, wird Ihnen nicht gefallen" - mit diesen Worten begann    biha-Hauptgeschäftsführer Jakob Stephan Baschab seine Rede über aktuelle Branchenentwicklungen. 

„All das, was ich nun erzählen werde, wird Ihnen nicht gefallen“ – mit diesen Worten begann biha-Hauptgeschäftsführer Jakob Stephan Baschab seine Rede über aktuelle Branchenentwicklungen. ©Jürgen Biniasch

Weniger Azubis und hohe Durchfallquoten in Lübeck

Gastredner und biha-Hauptgeschäftsführer Jakob Stephan Baschab gewährte nach der Eröffnungsrede direkte Einblicke in die aktuellen Branchenentwicklungen und ging dabei vor allem auf die Baustelle Fachkräftemangel beziehungsweise die immer weiter sinkenden Ausbildungszahlen ein. Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden über 1000 Azubis weniger verzeichnet, die folglich dem zukünftigen Arbeitsmarkt als Gesellen und Meister fehlen werden. „Das werden wir so schnell auch nicht mehr aufholen“, mahnte der biha-Geschäftsführer. Denn allein schon durch den demografischen Wandel gäbe es immer weniger Nachwuchskräfte. Zudem konkurriere die Hörakustik mit anderen Branchen und staatlichen Behörden, welche die Ausbildung besser vergüten. Umso wahrscheinlicher sei es also, dass die Betriebe den Fachkräftemangel in Zukunft noch stärker spüren werden.

Erschreckend seien aber auch die Durchfallquoten in Lübeck. Im Prüfungsfach Otoplastik liege diese zum Beispiel bei fast 40 Prozent. „Würden wir so wie vor zehn Jahren prüfen, würde die Hälfte der Auszubildenden durchfallen“, mahnte Baschab und appellierte bei dieser Gelegenheit an die Ausbildungsbetriebe, sich bei der Vermittlung von praktischen Kenntnissen im Rahmen der Ausbildung stärker zu engagieren – speziell im Bereich der Otoplastik.

Festzuschuss: Wohin geht die Reise?

In seiner Rede ging Baschab aber auch auf das wichtige Thema Gesundheitspolitik ein. Angesichts leerer Kassen werden grundlegende Strukturreformen in der Gesundheitsversorgung notwendig und nicht ausbleiben. „Wir werden mehr Steuern zahlen müssen und weniger in der Tasche haben“, fasste er zusammen. Auch er selbst als privater Steuerzahler vertrete die Meinung, „dass der Staat in Zukunft die Finanzierung von Hörsystemen nicht mehr so bezuschussen dürfe wie heutzutage“. Denn es gehe darum, die vorhandenen Mittel dorthin zu verteilen, wo sie akut gebraucht werden, zum Beispiel für die Finanzierung von dringenden Herz-Operationen. Körperliche Behinderungen, die durch medizinische Hilfsmittel ausgeglichen werden können, müssten diesen untergeordnet werden. Gesundheitsberufe wie die in der Hörakustik müssen und sollen in Zukunft aber auch immer mehr medizinische Verantwortung übernehmen, zeigte sich Baschab überzeugt. In der kommenden Zeit werde er vielen Abgeordneten sprechen.

Wertvolle Take-Aways in Vortragsreihe

Impulse für die richtige Kundenansprache, effektive Verkaufsstrategien, neue Bauformen, gezielter Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Hörsystemen sowie Tipps zur Anpassung gab es dann am Nachmittag von zahlreichen Speakern. Den Anfang machte Nils Vogelsang von REXTON. Er plädierte in seinem Vortrag dafür, Endkund*innen nicht nur mit technischen Featuren, sondern auch mit emotionellen Geschichten abzuholen. Yaser Georgos von GN Hearing referierte über den Mythos Deep Neural Network (DNN), Dennis Prasetyo Zeitler von Signia sprach über energiegeladene Kontrastverstärkung auf kleinstem Raum, während Daniel Schopf von Phonak den Anwesenden einige Praxistipps für ein innovative(re)s Beratungsgespräch mit auf den Weg gab: Schon ein positiver Start (In welchen Situationen hören Sie gut?) beziehungsweise eine positive Gesprächsführung (auf welche Ereignisse freuen Sie besonders?) könnten den entscheidenden Unterschied machen, so Schopf. Sebastian Rählmann von Oticon gab wiederum Einblicke aus der Forschung, welche aktuelle Technologien wie die personalisierte KI noch leistungsstärker macht, Markus Baumann von Hörgeräte-Versicherer Wertgarantie sprach über ertragreiche und nachhaltige Kundenbindung, während „Anpassguru“ Harald Bonsel von Acousticon wertvolles Wissen aus seinem Praxisalltag für die Reise in die oft verwirrenden Berechnungsarten bei der Anpassung teilte.

Begleitet wurde der BestAkustik Summit durch eine Messe auf knapp 400 Quadratmetern mit ausgewählten Industriepartnern.

Begleitet wurde der BestAkustik Summit durch eine Messe auf knapp 400 Quadratmetern mit ausgewählten Industriepartnern. ©Jürgen Biniasch

„Mini-EUHA“ in Frankfurt

Begleitet wurde der zweite BestAkustik Summit erneut durch eine kleine Messe mit ausgewählten Industriepartnern auf insgesamt 375 Quadratmetern, die vor, zwischen und nach den Vorträgen besucht werden konnte. Sie bot Gelegenheit, zahlreiche Produktneuheiten und Dienstleistungen, die dem Fachpublikum nur drei Wochen vorher auf dem EUHA-Kongress in Nürnberg vorgestellt wurden, auszuprobieren und (noch) besser kennenzulernen.

„KI würde niemals heiraten“

Nach all dem fachlichen Input und herausfordernden Zukunftsprognosen zeigte Keynote-Speaker Dr. Henning Beck dann nach einem gemeinsamen Abendessen auf, dass Wissenschaft durchaus auch lustig interpretiert werden kann. Der aus Funk und Fernsehen bekannte Neurowissenschaftler griff in seinem Vortrag „Die Gesetze der Dummheit“ die KI-Thematik auf. Und lieferte den Lacher des Abends: „Künstliche Intelligenz würde niemals heiraten. Denn nach dem Prinzip müssten erst einmal vier Millionen Partner getestet werden, um den besten zu finden. Wer will das, allein schon aus hygienischer Sicht?“ Mit seinem Vortrag lieferte Dr. Henning Beck aber auch einen Selbstverteidigungskurs gegen moderne Denkfehler und erklärte mit viel Humor, wie sich das eigene Gehirn überlisteten lässt, um besser denken zu können. Zum Ausklang der Veranstaltung lieferte DJ Discomachine den musikalischen Rahmen für entspanntes Networking und Tanz.

Kommendes Jahr lädt die Dienstleistungsgemeinschaft BestAkustik erneut in das bewährte Scandic Hotel nach Frankfurt ein, und zwar zu einem zweitätigen Programm für Hörakustiker*innen und Optiker*innen. Stay tuned!

Jana Herrmann
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