Bewegung im Denken, Handeln und Führen
Unter dem Motto „MOVE!" fand am 20. und 21. September 2025 der 7. Fortbildungskongress der MediTrend eG in Düsseldorf statt.

MOVE hiess das Leitmotiv des diesjährigen Fortbildungskongresses der MediTrend, dessen Programm sich bewusst nicht nur an Inhaberinnen und Inhaber oder Hörakustikmeisterinnen und -meister, sondern an das gesamte Team im Betrieb richtete.
Sportlich war dementsprechend auch das Programm: 30 Fachvorträge mit wertvollen Input rund um den Arbeitsablauf im Fachgeschäft, optimale Unternehmensführung sowie Tipps zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung wurden den rund 250 Teilnehmenden von Samstagmorgen bis Sonntagmittag im Düsseldorfer Congress Hotel Lindner geboten.
„In den kommenden zwei Tagen werden wir uns viel bewegen“, kündigten Janine Otto und Maximilian Schwab, das seit Mai 2024 gemeinsam agierende Führungsduo der MediTrend eG, schon in ihrer Begrüßungsrede „vor voller Hütte“ an. „Wir müssen vor allem im Kopf beweglich bleiben, um fit für die Zukunft zu sein“, erklärte MediTrend-Vorständin Janine Otto das Leitmotiv MOVE!, das die Einkaufsgenossenschaft für ihre exklusiven Mitgliederveranstaltung 2025 wählte.
Denn viele Projekte beginnen bekanntlich mit einem Zufall oder einer spontanen Idee, die dann Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt werden müssen. Als anschauliches Beispiel brachte Otto bunte Bausteine mit, die sie vor allen Teilnehmenden zu einer Treppe zusammenfügte und dann, step by step, bis zur obersten Etage hinaufstieg. „Und genau bei diesem Prozess von der Idee bis zum Ziel, der meistens viel Mut, Risiko und manchmal auch bittere Rückschläge fordert, möchten wir Sie als Einkaufsgenossenschaft so gut wie möglich unterstützen. Lassen Sie uns also gemeinsam in Richtung Zukunft gehen“, appellierte Otto an die anwesenden Hörakustikerinnen und Hörakustiker, die aus dem gesamten Bundesgebiet zum Fortbildungsprozess nach Düsseldorf angereist waren.
Wertschätzung als strategischer Erfolgsfaktor
Die Keynote-Speakerin der Veranstaltung fand Janine Otto allerdings nicht durch einen Zufall, sondern durch einen Klick: In den sozialen Medien wurde sie aufmerksam auf Dr. Caroline von Kretschmann, die als geschäftsführende Gesellschafterin und in 4. Generation den Europäischen Hof in Heidelberg leitet. Das 5 Sterne Superior Hotel zählt laut anerkannten Hotelrankings zu den besten Herbergen Deutschlands.
Dr. Caroline von Kretschmann stellte in ihrem Vortrag die Bedeutung von Wertschätzung als zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen in Zeiten des Wandels heraus. Sie betonte, dass Unternehmerinnen und Unternehmer heutzutage in einem schwierigen Umfeld agieren, das von Megatrends wie Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz, Energiekrisen und politischen Konflikten geprägt ist. Auch im Wettbewerb um Fachkräfte müssen sich Arbeitgeber zunehmend bei Arbeitnehmern bewerben- und nicht mehr umgekehrt. Führungskräfte müssten daher zunächst an sich selbst arbeiten, um Haltung und Werte glaubwürdig ins Team zu tragen.
Zentrale Säulen erfolgreicher Unternehmensführung seien eine klare Vision und Mission, eine wertebasierte Unternehmenskultur sowie eine authentische Führungskultur. Junge Talente erwarteten Sinn in ihrer Arbeit, Förderung und Anerkennung. Wertschätzung stärke Vertrauen, Kreativität und Zusammenhalt, während respektloses Verhalten das Gegenteil bewirke.
Am Beispiel des „Europäischen Hofs“ verdeutlichte sie, dass Kundenerlebnisse stets das interne Miteinander widerspiegeln. Mitarbeitende sollten auf Positionen eingesetzt werden, die ihren Stärken entsprechen, um Leidenschaft und Leistungsfähigkeit zu fördern. Sie sollen aber auch spüren, dass sie ein gleichberechtigter Teil des Unternehmens sind, egal auf welcher Hierarchiestufe sie sich befinden. Von Kretschmann und ihre Eltern, die beide mit über 80 Jahren immer noch im Familienbetrieb tätig sind, sprechen deshalb bewusst von Kolleginnen und Kollegen, nicht von Mitarbeitenden.
„Ein Kundenerlebnis kann nie besser sein als das interne Betriebsklima“, fasste von Kretschmann zusammen- aber natürlich müsse auch den Kunden eine angemessene Wertschätzung entgegengebracht werden. Hörakustiker sollten unzufriedene Kunden keinesfalls belehren, sondern Verständnis für ihre Not zeigen und mit ihnen gemeinsam die beste Lösung finden.

Hunt the Good Stuff: Positive Gedanken verbessern nicht nur die Laune, sondern auch den beruflichen Erfolg, bestätigte Coach Holger Sucker. ©JH
Ein Potpourri aus den verschiedensten Themenbereichen
Das anschließende Vortragsprogramm, das natürlich ebenfalls unter dem Leitmotiv MOVE! stand, war in aufeinander aufbauende thematische Säulen gegliedert und richtete sich bewusst an das gesamte Team eines Hörakustikbetriebs. Konkret ging es am ersten Veranstaltungstag um persönliches Umdenken und die Motivation seiner Mitmenschen, während am zweiten Veranstaltungstag Branchen- und Zukunftschancen beleuchtet wurden. Zum Angebot standen rund 30 einstündige Vorträge von MediTrend-Mitarbeitenden, Partnern und Branchenexperten aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Wie funktioniert erfolgreiche Selbstorganisation und Stressbewältigung? Wie kann ich durch meine Stimme und Rhetorik bewusst wirken? Wie kann ich Mitmenschen besser verstehen und mit Mut und Know-how expandieren? Ein wichtiges Tool aus dem ersten Themenblock „Beweg Dich! Neu denken“ lautete definitiv: Hunt the Good Stuff, auf deutsch: „Jage nach dem Guten“. Denn nachweislich ist ein Stimmungshoch oft auch mit einem Leistungshoch verbunden. Ein gutes Selbstmanagement hat jedoch auch Vorteile für das Privatleben. So haben Studien erweisen, dass bei Berufstätigen die erst halbe Stunde Nachhausekommen das größte Konfliktpotenzial birgt. Wenn beide Partner berufstätig sind, dauert diese kritische Phase sogar eine ganze Stunde, erklärte beispielsweise Coach Holger Sucker von Dr. Gaig Seminare & Coaching in seinem Vortrag mit dem Titel „Stress adé“.

Rund 250 Teilnehmende kamen aus dem gesamten Bundesgebiet zum Fortbildungskongresse der MediTrend nach Düsseldorf. ©Hauke Mueller/MediTrend
Social Media ist ein „kostenloses XXL-Schaufenster“
Im zweiten Themenblock des Tages mit dem Titel „Menschen bewegen! Neu handeln“ ging es vor allem um das anders sein. Wie kann ich Dienstleistungspreise besser kalkulieren oder durch hauseigene, individuelle Otoplastiken überzeugen? Mitarbeitende oder Kolleg*innen anders belohnen und binden? Audiotherapeutin Jana Verheyen erklärte, wie ein Perspektivwechsel den Umgang mit schwierigen Kunden erleichtert und Dr. Brigitta Gabriel gab Tipps, um andere Generationen besser zu verstehen. MediTrends Marketingleiterin Christiane Blenski wiederum beleuchtete die Reichweite von Eigeninitiativen auf Social-Media-Kanälen. Hier tummeln sich mittlerweile über 80 Prozent der Deutschen, die auf diesen Plattformen auch immer mehr Kaufentscheidungen treffen, erinnerte die Marketingexpertin. Social Media ist ihrer Ansicht ein „kostenloses XXL-Schaufenster“ und damit „ein riesiges Geschenk“. Der Herbst mit der anstehenden EUHA-Messe und dem Vorweihnachtsgeschäft seien eine besonders gute Zeit, diese digitalen Kanäle zu bespielen. Aber: Um sein Geschäft authentisch zu bewerben, reicht eine Momentaufnahme nicht aus. Vielmehr müssen Sie „in Serie produzieren“ und der Inhalt muss zu Ihrer Zielgruppe passen, so Blenski.
Musik als echtes Hörerlebnis
Christoph Stinn, geschäftsführender Gesellschafter von audiosus, dem zukunftsweisenden Konzept für die Beratung und Anpassung in der Hörakustik, gab in seinem Workshop wiederum einen 360 Grad Blick auf den Kunden bei der Anpassung. Für ihn steht im Mittelpunkt, den Anpassungsprozess so zu gestalten, dass Kundinnen und Kunden nicht nur technisch, sondern auch emotional abgeholt werden. Sein Extra-Tipp lautet: Nach der Anpassung sollte sofort die Lieblingsmusik des Kunden abgespielt werden – und zwar nicht nur für ein paar Sekunden, sondern so lange, bis ein echtes Hörerlebnis entsteht.
Als Neuheit wurden nach dem offiziellen Tagesprogramm noch kurze Workshops angeboten, unter anderem auch von Stilberaterin Tina Sarau. Sie erinnerte daran, dass Augenkontakt, Gestik, Mimik, Stimme, Frisur, Geruch und Haltung schon beim allerersten Kundenkontakt einen entscheidenen Eindruck hinterlassen können. Aber auch ein angemessener Kleidungsstil kann Vertrauen bilden, Türen öffnen- oder sie schliessen. Sie rät: Bunte Kapuzen-Pullover und Baseball-Mützen sollten spätestens mit Eintritt in das Berufsleben aussortiert oder nur noch privat getragen werden.
Der zweite Veranstaltungstag drehte sich um Branchen- und Zukunfts-Chancen. Wie am Vortag gab es rund einstündige Vorträge zu Themen wie sichere Tools für eine digitale Zukunft, effiziente Maßnahmen gegen Cyber-Kriminalität, WhatsApp im Kundenkontakt, aber auch Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte. So referierte zum Beispiel Dr. Melanie Krüger vom Hörzentrum Oldenburg über Zukunfts-Fakten in der Hör-Forschung, weitere Themen waren demenzielle Erkrankungen und Chirurgie der Schwerhörigkeit.

Manuel Müller und Daniel Rützel von natus sensory stellten unter anderem den Otoscan vor, der präzise Anpassungen, eine umweltbewusste Positionierung des Fachgeschäftes ermöglicht und besonders jüngere Zielgruppen anspricht – auch im Recruiting. ©JH
Digitalisierung als Chance für Kundenbindung, Marketing und Fachkräftegewinnung
In dem Workshop „Wachstum ohne digitale Strategie?“ beleuchteten Manuel Müller und Daniel Rützel von natus sensory die aktuellen Herausforderungen der Hörakustik. Ihr Unternehmen bietet weltweit Diagnose- und Überwachungslösungen, die durch fortschrittliche Technologien in den Bereichen Hören, Gleichgewicht und Neugeborenen-Versorgung Behandlungsstandards verbessern und so die Lebensqualität von Patient*innen steigern sollen.
Ein Schwerpunkt des Vortrags von Müller und Rützel lag auf den Möglichkeiten der Digitalisierung als Differenzierung zum Wettbewerb: Klassische Maßnahmen wie kostenlose Hörtests reichen nicht mehr aus – heute zählen Google-Bewertungen, eine Präsenz auf Social Media, modernes Auftreten oder so innovative, digitale Tools wie ein Hörverlustersimulator, den natus sensory über seine Software Otosuite anbietet: Live-Darstellungen des Hörverlusts erleichtern Beratung und Anpassung und machen den Nutzen von Hörsystemen für Kunden und Angehörige erlebbar. Vorgestellt wurde zudem der Otoscan, der präzise Anpassungen, eine umweltbewusste Positionierung des Fachgeschäftes und Zeitersparnis ermöglicht, im Marketing einsetzbar ist und besonders jüngere Zielgruppen anspricht – auch im Recruiting.
Interdisziplinäre Netzwerke als Zukunfts-Chance
Äusserst interessant war aber auch der Vortrag von Robert Leitl, Joachim Gast und Ergotherapheutin Hannah Kosmas vom Meisterwerk Gesundheit. Sie plädierten für eine engere Zusammenarbeit zwischen Hörakustik und anderen Sparten im Gesundheitswesen wie Ergotherapie, Logopädie und Audiotherapie, um Patientinnen und Patienten bestmöglich zu unterstützen. Dabei soll nicht nur technische Anpassung im Vordergrund stehen, sondern auch die Frage, wie Hören tatsächlich verarbeitet wird. Dieser Ansatz kann besonders sinnvoll sein, wenn Anpassungen im Höraksutikfachgeschäft an ihre Grenzen stoßen und Menschen mit einer komplexen Hörbeeinträchtigung drohen, „durch das Raster zu fallen“. Aber auch die jüngere Ärztegeneration denke zunehmend interdisziplinärer und könne dabei helfen, nicht nur die Anpassung von Hörsystemen schneller und effizienter zu machen, sondern auch einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Janine Otto und Maximilian Schwab, das seit Mai 2024 gemeinsam agierende Führungsduo der MediTrend eG, freuten sich über eine durchaus gelungene Veranstaltung ©Hauke Mueller/MediTrend
Austausch, Action und Emotionen
Selbstverständlich gab es auf der exklusiven Veranstaltung für MediTrend-Mitglieder, die alle 2 Jahre stattfindet, auch wieder ausreichend Platz und Zeit für den Austauch untereinander. „Denn jeder von uns weiss: die beste Fortbildung findet im persönlichen Dialog statt“, betonte Maximilian Schwab schon während seiner Begrüssungsrede. So war das gesellige Highlight die „Nacht der Bälle“ am ersten Veranstaltungstag, die -getreu dem Veranstaltungsmotto MOVE!- durch eine „Action Zone“ ergänzt wurde, in der sich die Teilnehmenden an verschieden Spiele-Stationen austoben konnten.
Ganz emotional wurde es dann beim grossen Finale am Sonntagmittag: zunächst durch eine Cheerleaderinnen-Gruppe, die für richtig Stimmung sorgte, und dann durch die bewegenden Worte von Maximilian Schwab. Er dankte seiner Kollegin Janine Otto „für die tolle Zusammenarbeit seit über 20 Jahren auf den verschiedensten Ebenen„und bat alle Teilnehmenden um einen „mega Applaus“ für seine treue Weggefährtin.