Impulse für die Arbeit von heute und morgen
Unter dem Motto „MissionMorgen" startete der Hörgerätehersteller Phonak eine neue Seminarreihe, in der aktuelle Themen des Marktes angesprochen werden sollen, die Auftaktveranstaltung fand am 2. September in Berlin statt.

Durch den digitalen Wandel haben sich die Rahmenbedingungen im Geschäftsalltag stark verändert. Zielsetzung des Seminars war es daher, Ideen und Ansätze für unabhängige Hörakustikunternehmen zu präsentieren, um deren Position als lokale Marke zu festigen und sie fit für die Zukunft zu machen. Sven Kreher, Leiter Audiologie bei Phonak Deutschland, begrüßte dazu die Besucherinnen und Besucher in einer trendigen Event-Location im Herzen der Berliner City und erläuterte zunächst das Konzept der Veranstaltung: Man habe nicht vor, die Teilnehmenden mit Frontalvorträgen zu konfrontieren, sondern wolle im gegenseitigen Austausch ins Gespräch kommen. Die Herausforderungen der heutigen Zeit seien vielfältig, führte Kreher aus, und der Wandel vollziehe sich immer schneller. Um den Anschluss nicht zu verpassen, müsse man jederzeit für Veränderungen bereit sein. Als ein Beispiel, wo dieses versäumt wurde, erinnerte er an den einstigen Marktführer im Segment der Mobiltelefone Nokia. Dieser habe den Sprung in die Welt der Smartphones verpasst und verschwand somit mehr oder weniger vom Markt. Ein Vorgang, den sich Anfang der 2000er-Jahre niemand vorstellen konnte.
Dialog zum Thema Fachkräftemangel
Neben einem aktuellen Portfolio ist die Kommunikation nach außen immer wichtiger geworden. Das betrifft Kreher zufolge nicht nur die Kundenansprache. Wer am Markt erfolgreich sein will, braucht qualifiziertes Personal. Die Schlagworte Fachkräftemangel und Mitarbeitergewinnung sind in aller Munde.

Sven Kreher führte die Teilnehmer*innen durch das Seminar.
Zur Vertiefung des Themas begrüßte Kreher Andreas Krause vom Portal JobLocal, einem Unternehmen der Funke Mediengruppe, das Fachbetriebe bei der Suche nach Mitarbeitenden lokal unterstützt. Krause skizzierte zunächst die heutige Situation: Die Zeiten, in denen Jobsuchende in der Printausgabe einer Tageszeitung nach offenen Stellen Ausschau halten, seien vorbei. Heute vollziehen sich diese Prozesse nahezu ausschließlich im Internet. Das habe Konsequenzen bei der Gestaltung einer Stellenanzeige, da die Interessenten die gängigen Suchmaschinen nutzen, um nach geeigneten Ausschreibungen zu suchen. Folglich müssten die entsprechenden Keywords so optimiert werden, dass die Anzeigen auch an passender Stelle erscheinen und gefunden werden.
Ein weiterer Punkt, den Krause ansprach, war, dass in einem Umfeld, in dem qualifizierte Fachkräfte intensiv umworben werden, nicht jeder Arbeitnehmer auf aktiver Jobsuche sei. Diese Beschäftigten anzusprechen, um einen möglichen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung zu ziehen, bedarf konkreter Maßnahmen. Die Stellenanzeigen müssen so geschaltet werden, dass sie auch auf Social-Media-Plattformen sowie anderen Internetseiten automatisch erscheinen und neugierig machen. Inhaltlich sei es wichtig, den Jobtitel und das eigene Profil kurz und knapp abzubilden. Neben der Stellenbeschreibung brauche es zusätzlich eine Motivation oder einen zusätzlichen Benefit, um über eine Bewerbung nachzudenken. Ein Obstteller oder freier Kaffeeautomat mache einen Arbeitsplatz nicht mehr besonders attraktiv, führte Krause aus. Heute würden Suchende eher durch einen Zuschuss zu den öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Krankenversicherung angesprochen.
Neben der eigentlichen Stellenanzeige habe sich auch das Bewerbungsverfahren verändert, so Krause weiter. Dieses erfolgt heutzutage nicht über ein analog ausgedrucktes Bewerbungsschreiben mit Lebenslauf, sondern Bewerber erwarten ein Verfahren „per Mausklick“. Damit dies reibungslos funktioniert, hat JobLocal entsprechende Tools entwickelt, die die Kunden nutzen können. Daneben unterstützt das Unternehmen Arbeitgeber bei der Formulierung der Stellenanzeigen und deren Platzierung.
Workshops zur Kundenkommunikation
Um weitere Zukunftsthemen anzusprechen, hatte Phonak fachkundige Unterstützer eingeladen. Nach dem Eröffnungsdialog hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, in kleinen Gruppen verschiedene Workshops zu besuchen. Die bekannte Verkaufstrainerin Veronika Vehr gab praxisorientierte Tipps und Impulse für das Beratungsgespräch und Christian Strauch vom Unternehmen hellomateo präsentierte DSGVO-konforme Angebote der KI-unterstützten Kundenansprache über WhatsApp. In einem dritten Workshop stellte Steffen Kohl, Leiter Marketing bei Phonak, die Potenziale einer lokalen Marke in den Mittelpunkt.

Steffen Kohl gab einen Einblick über die aktuellen Maßnahmen zur Sichtbarkeit und Differenzierung vor Ort.
Kohl verwies auf die erfreulichen Umfragewerte der EuroTrak-Hörstudie des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie. Hörgeräte-Träger*innen bewerten die Arbeit der Fachbetriebe seit Jahren äußerst positiv. Allerdings sehe man auch, dass viele Betroffene noch keine Maßnahmen ergriffen haben, obwohl sie für eine Versorgung mit Hörsystemen infrage kommen. Dieser Gruppe müsse man sich und seine Angebote deutlich sichtbar machen. Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Neben dem klassischen lokalen Marketing in Zeitungen oder durch Postwurfsendungen bietet sich dabei das Sponsoring zum Beispiel von Sportvereinen an. Auch der Aufbau von lokalen Netzwerken mit Ärzten oder Pflegediensten hat sich als hilfreich erwiesen. Besonders bei der Betreuung von Bestandskunden erhalten jedoch die digitalen Medien eine immer größere Bedeutung. Er verwies auf die Ausführungen von Christian Strauch, der mit dem Team von hellomateo entsprechende Werkzeuge bereitstellt. Ziel sei es, Bestandskunden bis zum Zeitpunkt einer Neuversorgung zu begleiten. Diese als Customer Journey bezeichnete Zeitspanne kann ganz unterschiedlich gestaltet werden. Gewiss gebe es Kunden, die weiterhin eine analoge Ansprache wie zum Beispiel per Newsletter bevorzugen, doch auch immer mehr ältere Menschen nutzen digitale Medien. Strauch machte im Workshop darauf aufmerksam, dass es diese Kunden inzwischen gewohnt seien, einen Servicetermin auch außerhalb der Geschäftszeiten über das Internet zu buchen oder bei einfachen Rückfragen auf einen KI-gesteuerten Chatbot zurückzugreifen. Fachgeschäfte, die solche Angebote nutzen wollen, sollten jedoch nicht unterschätzen, dass diese mit einem gewissen technischen Aufwand verbunden sind. Damit man sich auf seine eigentliche Arbeit, die Anpassung von Hörsystemen, konzentrieren kann, bieten Unternehmen wie hellomateo eine Vielzahl von unterschiedlichen Services an, die die Fachbetriebe hierbei entlasten.

Veronika Vehr im Dialog mit Besucherinnen des Seminars in Berlin.
Ist dann der Kunde im Fachgeschäft, bleibt das klassische Verkaufsgespräch ein zentraler Punkt bei der Kommunikation. Die in der Hörgerätebranche bekannte Trainerin Veronika Vehr gab dazu wichtige Anregungen und Tipps. Selbst wer bereits eines ihrer Seminare besucht hat, wurde im Workshop an das eine oder andere erinnert oder ermuntert, das Thema durch einen Seminarbesuch weiter zu vertiefen.
Interaktive Formate
Wie alle Vortragenden verzichtete Vehr auf lange Folienpräsentationen und sprach die Besucher direkt nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen an. Diese interaktive Dialogform war kennzeichnend für das gesamte Seminar. Neben den Workshops gab es darüber hinaus in den Pausen ausreichend Gelegenheit zum gemeinsamen Networking. In den Pausen hatten die Teilnehmenden ebenso die Möglichkeit, an Workstations mit den Referenten und Referentinnen ins persönliche Gespräch zu treten.
Zum Abschluss der Veranstaltung (bei der übrigens nicht ein einziger Produktname fiel) betonte Sven Kreher nochmals die Wichtigkeit, sich in einem innovativen Marktumfeld gegenseitig auszutauschen. Phonak will hier nicht nur Anbieter eines Seminars sein, sondern als Partner zur Seite stehen. Dass auch das Unternehmen Phonak durch einen offenen Dialog Impulse mitnehmen möchte, machte der Umstand deutlich, dass es sich Sonova Geschäftsführerin Cristina Cantarell nicht nehmen ließ, die Premiere in Berlin persönlich zu besuchen, und den Kontakt mit den Teilnehmenden suchte.