3 Fragen an ...Christian Geiger
In unserem monatlichen Format stellen wir drei Fragen an engagierte Personen, um den aktuellen Puls der Hörbranche zu fühlen.
Christian Geiger
Für die Dezemberausgabe von Audio Infos befragten wir Christian Geiger, Hörakustikmeister und Inhaber der „Hörschmiede“ in Lüneburg.
Warum und wann haben Sie Ihre „Hörschmiede“ eröffnet?
Ich habe mich 2018 selbstständig gemacht mit der Vision, Kundinnen und Kunden das Handwerk näher zu bringen. Hörakustiker ist kein medizinischer Beruf. Wir machen modernes Handwerk mit 3D-Scannern und lautheitsbasierter Anpassung, die ich bereits in meiner Ausbildung kennengelernt habe. Jeder Mensch hat ein anderes Hörempfinden – wenn beispielsweise am Bahnhof ein Güterzug mit quietschenden Reifen einfährt, halten sich manche die Ohren zu, während es andere gar nicht stört. Wir messen die jeweilige Lautheitswahrnehmung mit einem besonderen Verfahren und können das Hörgerät im Anschluss individuell anpassen, sodass sich ein natürlicher Klangeindruck ergibt. Es geht um mehr als Beratung, wir wollen den Kunden direkt abholen und auf seiner Reise begleiten. Besonders freut mich, dass wir bereits Preise bekommen haben: 2021 gewannen wir den „Smart Hearing Award“ und 2022 den Award „Top Gründer im Handwerk“. Das ist eine schöne Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Sie sprechen oft von einem „Wir“. Wie wichtig ist Ihnen der Teamgedanke?
Sehr wichtig! Ich setze auf offene Betriebsführung und auf flache Hierarchien, denn wir ziehen alle an einem Strang. Die Arbeit soll Spaß machen. Das Team ist wie eine kleine Familie und ich beziehe meine Mitarbeiter in viele unternehmerische Entscheidungen mit ein. Schließlich sind sie auch diejenigen, die vieles umsetzen. Das gilt etwa für Werbeaktionen oder ein neues Kundenbindungstool. Auch bei Neueinstellungen haben alle ein Wort mitzureden. Denn wenn ich weiß, dass es im Team gut läuft, ist schon sehr viel gewonnen. Wenn ein Mitarbeiter seine Arbeit gut macht, stört es mich auch nicht, wenn er einen Tag Urlaub mehr nimmt oder auch mal früher nach Hause geht. Das sind kleine Gesten, aber sie zeigen die Wertschätzung für die anderen. Das spricht sich herum und so habe ich nicht mit Facharbeitermangel zu kämpfen, sondern bekomme viele Bewerbungen. Aktuell habe ich einen Azubi und zwei Meister, von denen eine Meisterin gerade in Elternzeit ist. Aber auch mit ihr bleibe ich stetig im Austausch.
Gibt es weitere Herausforderungen, die auf Sie und die Branche zukommen und die Sie beschäftigen?
Natürlich gibt es da einige Themen, etwa wie sich die Hersteller und die großen Ketten aufstellen oder was politisch in Sachen Krankenkassensatz entschieden wird – fällt der Festbetrag weg und wird zum Festzuschuss oder nicht. Ich versuche, bei der Ansprache der Kunden transparent zu sein und sie mit einzubinden. Allerdings komme ich erst jetzt in die Phase der ersten Nachversorgungen. Relativ zu Beginn meiner Selbstständigkeit kam die Coronapandemie mit den Lockdowns und der Ladenschließung – schlimmer als damals kann es eigentlich nicht kommen. Es ist eben wichtig, einen Plan A und einen Plan B vorzubereiten, sich mit anderen innerhalb der Branche abzusprechen und ein gutes Netzwerk zu pflegen, auch um zu wissen, was anderswo gemacht wird und gut funktioniert.