Zwei Millionen Euro für Hörforschung

Experte für Hörprothetik erhält renommierten ERC-Förderpreis der Europäischen Union.

Veröffentlicht am 14 April 2022

Zwei Millionen Euro für Hörforschung

Bei Älteren ist Schwerhörigkeit die am häufigsten eingeschränkte Sinneswahrnehmung. Doch bereits Kinder und sogar Neugeborene können unter Hörverlusten leiden, etwa einer Innenohrtaubheit. In diesem Fall können Cochlea-Implantate (CI) helfen. Sie stimulieren den Hörnerv mit Hilfe von Elektroden. Sowohl bei älteren als auch bei ganz jungen Patientinnen und Patienten kann aber noch ein Resthörvermögen vorliegen, vor allem im Bereich der tiefen Töne. Wie das Restgehör genauer beurteilt und erhalten werden kann, wie die elektrische Stimulation durch das CI mit der akustischen Signalleitung zusammenwirkt und wie aus diesen Erkenntnissen eine neuartige Hörprothese entwickelt werden kann, will Professor Dr. Waldo Nogueira Vazquez, Leiter der Forschungsgruppe Hörprothetik an der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) aufklären. Für sein Projekt „REDIHEAR“ erhielt der Wissenschaftler nun den „ERC Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC), eine der höchsten für Exzellenz vorgesehene Wissenschaftsförderungen der Europäischen Union. Er wird über fünf Jahre mit insgesamt rund zwei Millionen Euro unterstützt.

Um Restgehör und CI optimal aufeinander abzustimmen, will Professor Nogueira Vazquez die grundlegenden Wechselwirkungsmechanismen zwischen elektrischer und akustischer Stimulation über die komplette Hörbahn von der Cochlea bis zum auditorischen Kortex im Gehirn untersuchen. „Darüber hinaus wird READIHEAR eine neuartige Hörprothese erproben, die sich die Wechselwirkungsmechanismen zwischen akustischer und elektrischer Stimulation durch minimalinvasive Elektroden zunutze macht“, so der Wissenschaftler. Die sollen dann nicht mehr wie bisher tief im Inneren der Cochlea liegen, sondern am Eingang oder sogar vollkommen außerhalb. „Hörverlust beeinträchtigt den Informationsaustausch erheblich und kann bei den Betroffenen Frust, Einsamkeit und Isolation verursachen“, sagte Professor Nogueira Vazquez. Die neuen Entwicklungen werden einer großen Zahl von Menschen mit Hörverlust über die gesamte Lebensspanne hinweg zugutekommen, ist er überzeugt. „Das betrifft Kleinkinder, die von einer verbesserten Hördiagnostik profitieren werden, bis hin zu älteren Menschen, denen die neue schonendere EAS-Technologie zur Behandlung ihres altersbedingten Hörverlustes hilft.“

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